Donnerstag, 10. Februar 2011

"institutionalisierte Mechanismen für den Geheimnisverrat"?

In einem aktuellen ZEIT-Interview sagt Herr Domscheit-Berg, ein mittlerweile hinreichend bekannter Ex-Wikileaksianer, einige recht interessante und erhellende Dinge.
Neben der lobenswerten Erkenntnis, dass die Welt nicht schwarz-weiß ist, spricht er sich dafür aus, "institutionalisierte Mechanismen für den Geheimnisverrat" einzurichten.
Nun müsste man natürlich wissen, auf welche Definition von "Institution" er sich bei dieser Aussage bezieht. Angesichts seines bildungstechnischen Backgrounds (Informatik) vermute ich, dass Herr Domscheit-Berg selbst keine sehr präzise Vorstellung davon hat, was er damit eigentlich meint (das mit dem bildungstechnischen Background ist bei mir übrigens nicht viel anders, das soll also keinesfalls polemisch gemeint sein).
Meine Überlegung dazu: Ist das nicht Aufgabe des Journalismus? Was läuft da schief?
Besteht ein Zusammenhang mit der Entwicklung, die nach dem 11. September stattgefunden hat und z.B. den embedded journalist hervorgebracht hat?
Besteht ein Zusammenhang mit der zunehmenden Ausrichtung von Medienunternehmen nach marktwirtschaftlichen Prinzipien und der zunehmenden Konzentration derselben in immer größeren Konzernen (siehe z.B. die News Corp.).
Ich kann bisher keine schlüssige Argumentation für die Zusammenhänge finden, aber meine Intuition sagt mir, dass sie existent sind.

Abschließend möchte ich hinzufügen, dass das neue Projekt von Herrn Domscheit-Berg, Openleaks, laut Eigenbeschreibung genau in diese Richtung zielt: neutrale Plattform, die ihre Aufgabe vor allem in der (technischen) Gewährleistung der Anonymität der "Verräter" sieht und die Veröffentlichung bzw. die Entscheidung darüber etablierten Medien überlässt. Klingt für mich vernünftig!

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